Unterstützt durch: Denkmalgruppe und Geschichtswerkstatt Wilhelmsburg
Unterstützt durch: Denkmalgruppe und Geschichtswerkstatt Wilhelmsburg
Das umstrittene Kriegerdenkmal in Hamburg-Wilhelmsburg
Einweihung des Kriegerdenkmals, 1932.
Es weht die Reichskriegsflagge in Schwarz-Weiß-Rot.


Das Kriegerdenkmal stand bisher ein wenig verdeckt hinter Hecken direkt an der Emmauskirche. Im Rahmen des Neubaus ist es 2017 an die Mannesallee versetzt worden. Das Denkmal steht nun sehr exponiert, es gehen viele Menschen vorbei. Direkt nach der Umsetzung ist es über Nacht mit Graffiti beschmiert worden: »Kein Gedenken den Faschisten«.
Achsendrehung
Künstlerische Intervention 1
Achsendrehung
Das Kriegerdenkmal wurde um etwa 90 Grad gedreht, so dass es – als Stellvertreter:in des Nationalsozialismus – drei Stolpersteinen – als Vertreter:innen der Opfer – gegenüber gestellt wird
Standort des Denkmals auf Google Maps ansehen
Drehung des Denkmalsteins in Richtung der Stolpersteine, die auf dem Bürgersteig der Mannesallee für Familie Leipelt (Widerstand der Weißen Rose) schon 2002 verlegt wurden. Die Betrachtenden werden so mit den Opfern jenes Systems, dem die Inschrift des Kriegerdenkmals den Boden bereitete, konfrontiert.


Schrift am Boden – Das Verb denken und seine Präfixe
Künstlerische Intervention 2



Schriftzug des Verbs »denken« und seiner Präfixe. »Das Verb ›denken‹ und seine Präfixe soll hier Hilfestellung leisten um einen persönlichen Zugang zum komplexen Themenkreis der Erinnerungskultur zu erleichtern und um sich schließlich eine eigene Meinung zu bilden.

Gleichzeitig verweisen die Präfixe auf Struktur und Baukastensystem der (deutschen) Sprache, und wie selbstverständlich wir mit zusammengesetzten Wörtern täglich umgehen wird uns erst beim Trennen wieder bewusst. So merken wir auch nicht wie sich Sprache und Wörter stets verändern, bis ganz plötzlich ›querdenken‹ nicht mehr erstrebenswert ist. Die Sprache selbst ist ebenfalls fragil und selber Kräften von Konservierung und Erneuerung ausgesetzt.
Ausblick: Lehrgarten
Künstlerische Intervention 3
Verbindungslinie
»Die Bepflanzen rund um das Kriegerdenkmal soll nichts Beschönigendes haben. Es sollen keine Blumen oder Kränze nur für Soldaten niedergelegt werden. Die Fläche soll der lokalen Bevölkerung zur Verfügung gestellt werden für eine gemeinschaftliche Bewirtschaftung im Sinne von community gardening.
Presse

NDR 90,3 Hamburg Heute,
16.03.2023
Vera Drebusch & Reto Busser

Reto Buser
Reto Buser untersucht die Materialität von Erinnerung und Vergänglichkeit. Ausgehend von Fotografien, Naturwissenschaften oder Schichten entwickelt er subtile Interventionen, Rauminstallationen und Künstlerbücher. Seine Arbeiten verknüpfen ortsspezifische Geschichte, Herstellungsprozesse und naturwissenschaftliche Phänomene. Recherchen verdichten sich zu Objekten, Bildern und Texten, die Betrachter:innen zu eigener Spurensuche und individueller
Vera Drebusch
Ausgangspunkt meiner Arbeit ist die Auseinandersetzung mit Schnittstellen – Grenzen, Wegen, Kreuzungen –, an denen sich zeitliche Rückkopplungen, Ungleichzeitigkeiten, Heterotopien austragen. Prozesse der Aus-Formung und Form-Findung sind dabei von zweifachem Interesse für mich: als gesellschaftliche Phänomene und als künstlerische Methode.

Unser Dank gilt v. a. Margret Markert und Oliver Menk, Geschichtswerkstatt Wilhelmsburg/HONIGFABRIK e.V. sowie der DenkMal-Gruppe & Fred Schlatermund, Vorsitzender des Kirchengemeinderats der Ev.-luth. Reiherstieg-Kirchengemeinde Wilhelmsburg, Grundstückseigentümerin



